Warum Glasfaser nicht gleich Glasfaser ist

GPON / APON / Leased Line / Dedicated Line / Dark Fiber…

„Was zur Hölle?“, mag sich der ein oder andere Leser jetzt sicherlich denken. In diesem Beitrag möchten wir beschreiben, warum Glasfaser nicht gleich Glasfaser ist, warum wir unser Rechenzentrum nicht mit einem 70 €-FTTH-Anschluss betreiben und welche technischen Unterschiede es zwischen den verschiedenen Arten von Glasfaseranschlüssen in Deutschland gibt.

GPON – Gigabit Passive Optical Network (geteiltes Glasfasernetz)

GPON ist die in Deutschland am häufigsten eingesetzte Technik für FTTH-Anschlüsse (Fiber to the Home) im Privatkundenbereich. Passiv bedeutet hier, dass keine aktiven Geräte zwischen Teilnehmer und Provider eingesetzt werden, sondern optische Splitter, die die Faser aufteilen. Mehrere Haushalte teilen sich bei GPON also eine Glasfaserleitung zum Netzbetreiber – man spricht von einem „Shared Medium“. Technisch stehen bei einem GPON-Anschluss 2,5 Gbit/s Downstream und 1,25 Gbit/s Upstream zur Verfügung. Daran können bis zu 256 Anschlüsse hängen – rein rechnerisch ergibt das nur rund 9,7 Mbit/s Downstream und 4,9 Mbit/s Upstream pro Teilnehmer. In der Praxis schließen die Anbieter im Schnitt etwa 32 Haushalte pro GPON-Strang an. Damit stehen rechnerisch immerhin noch ~78 Mbit/s Download und ~39 Mbit/s Upload pro Kunde zur Verfügung. Das macht diese Anschlüsse so günstig: In Deutschland kostet ein FTTH-Anschluss mit 1000 Mbit/s Down- und 250 Mbit/s Upload meist zwischen 70 € und 100 € im Monat. Für Privathaushalte reicht das in der Regel völlig aus – die wenigsten Nutzer schöpfen die volle Bandbreite überhaupt aus. Problematisch wird es allerdings, wenn ein sogenannter Poweruser die Leitung stark beansprucht. Dann kann es schnell eng werden – besonders, wenn mehrere davon im selben Segment hängen. SLA & Verfügbarkeit: Technisch spielt es kaum eine Rolle, ob man den Anschluss als Privatkunde oder als KMU bucht: Es ist dasselbe Produkt. Die Verfügbarkeit und Entstörzeiten sind meist nur „Best Effort“ – das kann im besten Fall wenige Stunden bedeuten, im schlechtesten mehrere Tage.

AON – Aktives Punkt-zu-Punkt-Netz

AON-Netze werden in Deutschland bei FTTH/FTTB-Produkten kaum noch ausgebaut. Im Gegensatz zu GPON handelt es sich dabei jedoch um die bessere Art der Anbindung: Jeder Haushalt erhält eine eigene Glasfaser, es gibt keine passiven Splitter. Das ermöglicht auch symmetrische Bandbreiten (gleicher Up- und Download). Solche Anschlüsse sind allerdings teurer und deshalb eher im Business-Bereich verbreitet.

Standleitung (Leased Line) – Dedizierter Glasfaseranschluss

Bei einer Leased Line, wie wir sie für unser Rechenzentrum einsetzen, handelt es sich um eine echte Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Dabei mietet man dedizierte Fasern vom Gebäude bzw. Rechenzentrum bis zum Carrier seiner Wahl. Die entscheidenden Unterschiede:
  • Garantierte Bandbreite, da die Fasern exklusiv genutzt werden
  • Feste SLA & Entstörzeiten, keine „Best Effort“-Klauseln
  • Notfalls steht auch nachts um 4 Uhr ein Bautrupp vor der Tür, um eine Leitung wiederherzustellen
Diese Zuverlässigkeit hat ihren Preis – Standleitungen sind sehr kostenintensiv.

Dark Fiber

Bei einer Dark Fiber mietet man nur die unbeleuchtete Glasfaser. Für die aktive Technik, also das „Licht“, muss man selbst sorgen. Der große Vorteil ist die maximale Flexibilität – man entscheidet selbst über Bandbreite, Übertragungsprotokolle und Technik. Die SLA beziehen sich jedoch ausschließlich auf die physische Faser, alles andere liegt in der Verantwortung des Mieters.

Unser Ansatz

Wir gehen hier einen Mittelweg: Wir routen unsere Netze selbst und betreiben wie bisher unsere eigenen Router. Gleichzeitig kaufen wir die Anbindung aber als fertiges Produkt ein, um bei Ausfallsicherheit, SLA und Support auf der sicheren Seite zu sein.

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